Zweck und Ziel des Vereins
Der Verein Freunde des Weines erstrebt den Zusammenschluss von Personen mit Interesse am Wein und Weinbau. Er fördert das Wissen und Verständnis seiner Mitglieder auf diesen Gebieten und pflegt die Weinkultur. Außerdem hat er auch in der Bevölkerung aufklärend in diesen Bereichen zu wirken. Der Verein soll in der Öffentlichkeit für die Belange des Weinbaus, besonders des heimischen Weinbaus, einsetzen und die Zusammenarbeit mit der Remstalkellerei unterstützen und fördern. Er soll den Mitgliedern und der Öffentlichkeit in Veranstaltungen Wissen über den Wein und Weinbau vermitteln und für die Mitglieder Exkursionen in andere Weinbaugebiete durchführen. Der Verein soll durch geselliges Zusammensein den Gemeinschaftsgeist pflegen.
Auszug aus der Satzung vom 14.06.1995

Die Gründung der Genossenschaft
Im Jahr 1925 standen auf Markung Hertmannsweiler gerade noch 2,6 Hektar Weinberge im Himmelreich und im Remschlag im Ertrag. Die Rebfläche war auf ein Zwanzigstel geschrumpft. Damit war aber der absolute Tiefstand erreicht. Im Jahr 1950 waren es 3 Hektar, im Jahr darauf 4 Hektar und 1952 schon wieder 6 Hektar. Dass es zu diesem Aufschwung kam, war der Weingärtnergenossenschaft zuzuschreiben, die im Herbst 1951 auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters Karl Rummelspacher gegründet wurde. Bei der Gründungsversammlung, die am 9. Oktober 1951 im „Löwen“ stattfand, traten sofort 17 Weingärtner der Genossenschaft bei, 17 weitere kamen im Lauf des folgenden Jahres hinzu. Unter diesen 34 Mitgliedern waren auch 4 von Höfen, 2 von Bach, 1 von Bürg und 1 vom Schulerhof.
Die neue Genossenschaft schloss sich der 1939 als Notgemeinschaft der Remstäler Weingärtner entstandenen Remstalkellerei Beutelsbach an. Noch rechtzeitig vor Beginn der Weinlese im Herbst 1951 wurde die Kelter hergerichtet. Der Boden wurde betoniert und der Anschluss ans Stromnetz hergestellt. Dazu beschaffte man um 1200 DM eine Bodenwaage und um weitere 491 DM eine Pumpe und Schläuche. Mit der geliehenen Abbeermaschine und der 1920 aufgestellten Spindelpresse war man dann für die Herbstarbeit einigermaßen gerüstet. 1951 brachten die Weingärtner 16873 kg Trauben in die Kelter, 1952 waren es 13868 kg, das ergab 131 bzw. 109 Hektoliter Wein.
Im Jahr 1952 wurde dann die Kelter gründlich renoviert und die Einrichtung vervollständigt. Die Mitglieder der Genossenschaften mussten tüchtig mit Hand anlegen und auch finanzielle Opfer bringen, denn allein die moderne hydraulische Presse kostete 8400 DM. So erhielt die alte Kelter ein ganz neues Gesicht. Bei der Einweihung am 21. September 1952, einem schönen, warmen Herbsttag, konnten sich die vielen Gäste auch gleich von der Qualität des ersten Genossenschaftsweins Jahrgang 1951 überzeugen. Nach diesem hoffnungsvollen Beginn ging es auch weiterhin aufwärts. Ein herrlicher Wein wuchs 1959, und das Jahr 1963 brachte mit 85325 Kg angelieferten Trauben – inzwischen waren neu angelegte Weinberge ins Tragen gekommen und nach und nach fast alle Weingärtner der Genossenschaft beigetreten – einen Rekordherbst.
Wichtige Entscheidungen waren im Jahr 1966 zu treffen. Zunächst trat der 1. Vorsitzende, Bürgermeister Karl Rummelspacher, von seinem Amt zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Eugen Pfleiderer, Bürgermeister in Höfen, gewählt. Dann bot sich die Gelegenheit, die gemeindeeigene Kelter im Erbpacht zu übernehmen. Dort musste der ganze Dachstuhl erneuert und die Ausstattung verbessert bzw. ergänzt werden. Der Umbau der Kelter begann am 20. Mai 1967. Bis auf die Zimmererarbeiten wurde alles andere von den Mitgliedern selber gemacht. Am 29. Juni war Richtfest, und die Einweihung wurde mit dem Kelterfest am 30. September/1.Oktober 1967 gefeiert. Es gab in diesem Jahr einen guten Wein, allerdings hatte ein schweres Unwetter mit Hagel am 22. Juli auf der Markung Bürg einen Ertragsausfall von 80 % verursacht. Ein Sommer voll Sonne und Wärme und ein wunderschöner Herbst bescherten der Weingärtnergenossenschaft Hertmannsweiler zu ihrem 20-jährigen Bestehen im Jahr 1971 ein ganz besonderes Geschenk. Durch sorgfältige Lese konnten 8000 Liter Riesling Auslese mit 101° Öchsle gekeltert werden.

Der Weinbau in Hertmannsweiler
14. Januar 1826 – Ein Verzeichnis der Berufe: 42 Bauern, 30 Weingärtner, 21 Weber, 6 Schneider
Hertmannsweiler war ein reines Bauerndorf. Sieht man einmal von den Webern, Schneidern und Schustern ab, waren die übrigen Handwerker nur in einer solchen Zahl vertreten, dass sie für den Bedarf des Dorfes hinreichten. Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass auch die Handwerker etwas Grund und Boden besaßen und dass die Bauern auch Weinberge und die Weingärtner auch Äcker, Wiesen und Vieh hatten. 78 Familien – rund zwei Drittel – lebten ausschließlich von den Erträgen ihrer Landwirtschaft, und für sie war der Weinbau eine wichtige Einnahmequelle.

Mit wie viel Hektar Weinberge begann es – Noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gab es hier 172 5/8 Morgen = 54,41 Hektar Weinberge. Viel mehr werden es zu keiner Zeit gewesen sein. Die ersten schriftlichen Zeugnisse für den Weinbau auf der Markung Hertmannsweiler findet man im Lagerbuch des Stifts Backnang von Jahr 1393 und im Weltlichen Lagerbuch des Amts Winnenden vom Jahr 1444. In diesen Lagerbüchern werden Weinberge im Rotenbühl und in der Lebertshalde sowie im Remschlag aufgeführt. Wenn es aber damals schon Weinberge an diesen doch ein gutes Stück vom Dort entfernten Hängen gegeben hat, kann man annehmen, dass auch der Hang der sich zum Degenhof hinaufzieht, Reben getragen hat.

Der Dreißigjährige Krieg – Ihre größte Ausdehnung hatte die Rebfläche im 16. Jahrhundert. Dann brachte der Dreißigjährige Krieg einen gewaltigen Rückschlag für den Weinbau im ganzen Land. An vielen Orten lagen die Weinberge verödet, weil niemand mehr da war, der sie bearbeiten konnte. In Winnenden waren im Jahr 1656 von 795 Morgen Weingärten 354 unbebaut, und bis zum Jahr1730 ging die Rebfläche auf 300 Morgen zurück. Anders war es in Hertmannsweiler: Hier blieb der alte Bestand im wesentlichen erhalten. Offenbar hatte das Dorf den Krieg besser überstanden, als die meisten Orte in der Nachbarschaft, denn im Jahr 1654 zählte man hier schon wieder 212 Einwohner, fast halb so viel wie vor dem Krieg, und bis zum Jahr 1744 verdoppelte sich dies Zahl.

Lage der Wengert – Das Steuerbuch der Eingesessenen aus dem Jahr 1743 gibt uns Kunde, wo damals überall Wein gebaut wurde. Die Weinberge begannen gleich hinter dem Dorf und zogen sich hinauf bis zum Degenhof. Die Flurstücke hießen hier im einzelnen Stumpenäcker, Tomatshalde, Hausweinberge und Bei der Kelter. Hinter dem Degenhof erinnert noch heute der Flurname Wengertwiesle an den alten Weinbau, noch ein Stück weiter draußen lag das Bergle. Westlich des Degenhofs zur neuen Stöckenhofer Straße hinunter, diese Straße wurde 1854/55 gebaut, erstreckten sich die Weinberge im Lerchenberg. Sie stellten die Verbindung her zu der großen geschlossenen Rebfläche unter dem Hörnle. Sie begann mit dem Schneckenberg, schon 1524 als Schneckenhalde bekannt – „Halde“ weist fast immer auf Weinbau hin –, dann folgten Baitenloch, Aipperstumpen, Ruith, Lebertshalde, Himmelreich und Remschlag. Am weitesten vom Dorf entfernt lagen die Weinberge am Rotenbühl und in der Kaiert, doch galt gerade der Rotenbühl als die beste Lage. Sogar in der Riedklinge, westlich der Backnanger Straße, wurde zeitweilig Wein angebaut.

Die Weinbergschützen – Wenn im Herbst draußen in den Weinbergen die Trauben heranreiften, wurden Weinbergschützen angestellt. Für die armen Leute, die keinen eigenen Wein hatten, war dies ein begehrter Posten, weil sie sich dabei ihren Haustrunk verdienen konnten. Deshalb meldeten sich zu diesem Dienst auch immer mehr Bewerber als gebraucht wurden. In der Regel waren es vier Schützen; einer hütete im Rotenbühl und in der Kaiert, zwei im „Großen Berg“ – dieser Sammelname war im Gebrauch für die Weinberge unter dem Hörnle – und einer in den Weinbergen beim Dorf. Als Lohn bekamen sie 4 Maß Wein vom Morgen, dazu in der Kelter von jeder Presse 2 Maß. Manchmal kam es auch vor, dass die Schützen schon vor der Lese etwas für sich auf die Seite schafften: Aufzeichnung vom 9. August 1739.

Wie viel kostete der Wein – In der alten Hertmannsweiler Kelter standen drei Kelterbäume. In der Kelter sorgte der Hausmeister für einen geordneten Ablauf der Arbeiten. Er bekam für seine Tätigkeit von jedem Secker 4 Maß Wein und am Tag 15 Kreuzer. Die Gemeinde erhob dafür von jedem Benutzer der Kelter eine Gebühr, in der Regel eine Maß Wein von jedem Secker, in einem schlechten Weinjahr manchmal auch nur eine halbe. Von diesem Baumwein oder Fleckenwein erhielt bei dem allgemeinen Frondienst jeder der dazu herangezogenen Männer eine Maß, der Rest wurde verkauft. 1838 löste man dabei für den Eimer 12 Gulden. Im Mai 1841 verlangte das Königliche Oberamt, dass der Commun-Wein verkauft und nicht mehr am Frontag ausgeteilt werde. Die Gemeinde wehrte sich gegen diese Anordnung, allerdings ohne Erfolg. So wurde der Fleckenwein im Herbst 1842 im Aufstreich verkauft, bzw. versteigert. Der Amtsnotarius Weingardt von Winnenden, der den Zuschlag erhielt, bezahlte damals 33 Gulden für den Eimer. Nicht nur die Gemeinde beanspruchte einen Anteil an dem Wein, der aus den Pressen floß. Die Weingärtner mussten auch den Zehntwein abführen und zwar, nachdem der Deutsche Ritterorden 1665 seinen Winnender Besitz an den Herzog von Württemberg verkauft hatte, an die Schloßverwaltung Winnental. In der Regel verkauften sie auch direkt von der Kelter weg den Vorlaß an ihre Weinherren und nahmen nur den Druckwein mit nach Hause.

Die schlechten und guten Weinjahre – In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts änderte sich dann manches an diesen alten Gewohnheiten. Die schlechten Weinjahre häuften sich und in manchem Herbst blieb die Kelter ganz geschlossen. Die Weinbergschützen bekamen jetzt durchweg nur noch 3 oder 2 1/2 Maß vom Morgen, und wenn es ganz wenig Trauben gab, erhielten sie gar keinen Wein, sondern wurden in bar ausbezahlt. So gab es zum Beispiel 1814, 1815, 1817, 1820 und 1825 als Hüterlohn 24 Kreuzer, 1821 sogar nur 11 Kreuzer. In diesem Jahr wurden auch nur zwei Schützen angestellt. Am 30. Oktober 1843 beschloss der Gemeinderat keinen Baumwein einzuziehen. 1851 wurde für die beiden Schützen wegen des geringen Ertrags nur ein Taggeld ausgesetzt. Es meldeten sich so viele Bewerber, daß das Hüten im Abstreich vergeben wurde. Die beiden Männer, die sich mit dem geringsten Lohn zufrieden gaben, wurden angestellt. Sie erhielten pro Tag 28 Kreuzer. Gut war der Herbst in den Jahren 1832 bis 1835, einen Jahrhundertwein gab es 1865. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging es dann mit dem Weinbau unaufhörlich bergab. Nachtfröste im Frühjahr, schlechtes Wetter während der Blüte, vor allem aber Krankheiten richteten großen Schaden an. „Auf der ganzen Markung war kein Zuber voll Trauben zusammenzubringen“, schrieb der Chronist 1898. Um das Unglück voll zu machen, trat bei uns nach 1900 auch noch die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus auf. Weil sich der Weinbau nicht mehr rentierte, wurden viele Weinberge herausgehauen, Most aus Äpfeln und Birnen trat als Haustrunk an die Stelle des Weins. Nun brauchte man auch die große Kelter nicht mehr. Deshalb wurde sie im Jahr 1920 umgebaut und auf ein Drittel, 10x17m, verkleinert. Das dabei entbehrlich gewordene Bauholz und die zwei noch vorhandenen eichenen Kelterbäume wurden an einen Schreiner in Birkmannsweiler verkauft. Nach der Aussage des Maurers Reinhold Bauder, der beim Umbau dabei war, sollen es außerdem Tannenholz und über 100 Festmeter Eichenholz gewesen sein. Dadurch wird auch der Gedenkstein von 1769 für den Holzlieferanten Jerg Adam Noller verständlich.

Flurbereinigung – 1976 wurde in den Hertmannsweiler Weinbergen zum letztenmal geherbstet, in diesem Winter räumten die Weingärtner die Weinberge ab und im Mai 1977 rückten die Planierraupen an. Im Frühjahr 1979 erfolgte die Neuanpflanzung, wobei die Flurbereinigungsbehörde nicht den Wünschen der Weingärtner entsprach. Diese hatten 60 % Trollinger und je 20 % Riesling und Silvaner vorgeschlagen, die Behörde verlangte jedoch 50 % Trollinger, 45 % Riesling und 5 % Silvaner. Im Herbst 1980 gab es im Hertmannsweiler „Himmelreich“ zum ersten Mal wieder Trauben. Trollinger wurden dort am 28. und 29. Oktober gelesen, am 3. November Riesling.